Maritime Architektur in Stettin 

Das Maritime Wissenschaftszentrum in Stettin mit NRWG-Lösungen von D+H.

Das Maritime Wissenschaftszentrum in Stettin (Szczecin) an der polnischen Ostseeküste ist der perfekte Ort, um in die Geheimnisse des Meeres einzutauchen. Im Mai soll der Ausstellungsbereich eröffnet werden. Der hochmoderne und innovative Bau in Form eines Schiffsrumpfs setzt Maßstäbe. Nach einem langen Planungsprozess und Abschluss der Bauarbeiten ist klar: Das Warten hat sich gelohnt! Mit an Bord sind die umfassenden Lösungen von D+H zur Entrauchung und natürlichen Lüftung.

Schiff Ahoi in der Architektur: Ein Gebäude wie ein Schiffsrumpf mit fortschrittlicher Entrauchung

Das 122 Meter lange und 14 Meter hohe Gebäude auf der Oderinsel Lastadie (Łasztownia) folgt der leichten Biegung des Kais und eröffnet den Architekten dadurch zusätzlichen Gestaltungsspielraum. Die Seitenwände stehen in verschiedenen Winkeln zueinander, wodurch sich aus jedem Blickwinkel eine andere Anmutung ergibt. Ebenfalls charakteristisch: die langgestreckte Lichtkuppel, die an Schiffsaufbauten erinnert.

Der Siegerentwurf aus dem Jahr 2011 stammt vom Architekturbüro Płaskowicki & Partnerzy aus Warschau. Seitdem entwickelte sich aus der ursprünglichen Idee eines schlichten Museums in der mit mehr als 400.000 Einwohnern siebtgrößten Stadt Polens weit mehr, nämlich ein interaktives Bauwerk.

Sollte es ursprünglich wie ein rostfarbener Schiffsneubau in einer Werft anmuten, so entschieden sich die Designer um und wählten orangefarbene, rote und gelbe Paneele, die an Schiffscontainer erinnern. Diese Rechtecke umhüllten sie mit einem Netz, das die Farbtöne etwas abschwächt. Der Generalunternehmer Erbud taucht die Fassade mit 400 LEDs in verschiedenfarbiges Licht – der Effekt ist atemberaubend.

Während das Maritime Wissenschaftszentrum von außen einem Schiffsrumpf gleicht, ist der Ausstellungsbereich ein offener Raum mit dem Querschnitt eines umgekehrten Kegels. Wie anspruchsvoll es ist, damit zu arbeiten, weiß Bartosz Słodkowski nur zu gut. Er steht der Designabteilung des Stettiner Automationsunternehmens Przedsiębiorstwo Usług Specjalistycznych MVB vor:

„Ein effektives Rauchabzugssystem für so ein ungewöhnliches Volumen zu konstruieren, war eine große Herausforderung. Gelungen ist dies mithilfe einer Reihe von Lichtkuppeln für die Entrauchung und Fenstern in Fassade und Eingangstür für die Lüftung.“ Das Gebäude ist durch stationäre und einziehbare Rauchschutzvorhänge in mehrere Rauchzonen unterteilt.

„Dadurch muss die Steuerung Dutzende von Elementen gemäß einer komplexen Steuerungsmatrix verarbeiten“, erklärt Słodkowski. „Sie legt fest, wie das System je nach erkanntem Brandherd arbeitet. Für die Entrauchung sorgen mehrere mit GLT- und HLK-Systemen vernetzte und synchronisierte Steuereinheiten.“

Schon durch die LEED-Zertifizierung waren spezifische Lösungen erforderlich. Als Beispiele nennt Słodkowski eine automatische Gravitationsventilation mit Lichtkuppeln, Belüftungs- und Entlüftungsfenstern für den Luftaustausch sowie eine Temperaturregelung.

Um die Temperatur morgens zu senken und für einen gewissen Luftaustausch zu sorgen, öffnet die Steuerung der Rauchabzugsanlage im Zusammenspiel mit den GLT- und HLK-Systemen die Lichtkuppeln und einige der Fenster. Die Wetterstation gibt die Dauer vor.

Alles in allem sparen die eingebauten Komponenten für Temperaturregelung und Luftaustausch erheblich Energiekosten.

„Auch manuell lässt sich das System zum Lüften oder Regeln der Temperatur aktivieren. Bei der Entscheidung helfen Informationen des HLK-Automatisierungssystems, des GLT-Systems und der aktuellen Wettersituation, abhängig von der Zahl der Gebäudenutzer. Im Fall einer Bedrohung, etwa durch einen versprühten Giftstoff, lässt sich das System auch unabhängig vom Brandmelde- und Alarmsystem aktivieren.“

Namensgeber des zusammen mit dem Schifffahrtsmuseum mehr als 10.700 Quadratmeter großen Wissenschaftszentrums ist Jerzy Stelmach (1954-2012), Professor an der Universität Stettin, Physiker und Kosmologe, Wissenschaftsautor und Schöpfer wissenschaftlicher Ausstellungskonzepte.

Die umfangreichen Ausstellungen werden sich auf drei Ebenen verteilen. Die Dauerausstellung wird interaktive naturwissenschaftlich-technische Elemente und mehr als 200 Exponate rund um das Leben im und mit dem Meer zeigen. Als besondere Attraktion geplant ist das Planetarium mit 60 Plätzen. Auch ein Konferenzraum wird hier Platz finden, drei Schulungsräume und Werkstätten für Modell- und Bootsbau sowie Chemie-, Biologie- und Mechatronik-/Physik-Säle. Auf dem Dach empfangen bald ein Restaurant und eine Aussichtsplattform Besucher.

Eine solch riesige und multifunktionale Anlage erfordert ein effizientes Lüftungs- und Rauchabzugssystem. Mit dieser Aufgabe wurde D+H Polska betraut – und holte die damit verbundenen Gewerke ins Boot.

„Dieses besondere und technisch anspruchsvolle Bauwerk forderte von den Zulieferern einen unkonventionellen Ansatz“, bringt der Vorstandsvorsitzende Mariusz Ziemecki die Herausforderungen auf den Punkt.

Modernes technologisches Denken verbunden mit kreativem Vorgehen und reibungsloser Teamarbeit habe zum erwünschten Erfolg geführt – ohne das Budget zu überziehen.

Robert Cherek, Großkundenberater bei D+H Polska, erfuhr Ende 2016 zum ersten Mal von den Plänen für ein Wissenschaftszentrum in Stettin. Kurz darauf begann die Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro Płaskowicki & Partnerzy:

„Unser Experte Tomasz Chilimoniuk aus unserer Warschauer Niederlassung unterstützte die Designer und Architekten beim Einbau unserer Fenster- und Lichtkuppel-Antriebe“, erzählt Cherek. „Die NRWG-Abteilung an unserem Hauptsitz in Breslau passte schließlich die Vorschläge zur Antriebsauswahl fortlaufend an die sich ändernden Vorgaben der Architekten an.“

Beim Feinentwurf der Automatisierungslösungen für die Entrauchung kam D+H Polska mit Przedsiębiorstwo Usług Specjalistycznych MVB in Kontakt.

Robert Cherek: „Mein Teamkollege Adam Mazur arbeitete für die optimale Produktauswahl eng mit deren Designabteilung zusammen.“ Nachdem GOSCO mit den Fensterarbeiten und Lichtkuppeln betraut wurde, arbeitete man gemeinsam an den Lösungen. „Dabei die ursprünglichen technischen Parameter und Funktionen beizubehalten, war wahrscheinlich der schwierigste Moment im gesamten Prozess.“

Das Ende 2020 präsentierte Angebot sei dann „konkurrenzlos gut“ gewesen und geliefert wurde pünktlich bis Mitte 2021. Cherek: „Anschließend halfen wir bei der technischen Inbetriebnahme.“

D+H Polska rüstete die schweren zweiflügeligen Dachfenster zur Entrauchung (1380*3790 mm) mit Zahnstangenantrieben vom Typ DXD 300/1000-BSY+OT-HS aus. Nach innen kippbare vertikale Belüftungsfenster werden über Kettenantriebe der Baureihe KA 34/1000 betrieben.

Die Fenster wurden auf Aluprof-Systemen gefertigt: Die Dachfenster basieren auf dem MBRW-System und die Fassadenfenster auf dem MB-86-System.

Im Einsatz sind Steuerungen der Serie RZN: Einschubzentralen vom Typ RZN 4364-E12 und RZN 4332-E6 sowie Kompaktzentralen vom Typ RZN 4408-K. Diese Steuerungen nutzen den ACN (AdComNet)-Kommunikationsbus, der den Status der Einheiten anzeigt und die Kommunikation mit dem lokalen GLT-System über das Protokoll modbus RTU ermöglicht.

Darüber hinaus verfügt die Anlage über ein auf der Steuereinrichtung TSZ-200 basierendes System für Rauch- und Wärmeabzug „Die Installation für die nach dem Schwerkraftprinzip arbeitende Entrauchung, die mit der mechanischen Luftzufuhr des Treppenhauses KL.2 arbeitet, wurde mittels einer Rauchschutzklappe realisiert“, erklärt Adam Mazur, Experte für die Zusammenarbeit mit Designern und Architekten bei D+H Polska.

Ein Lüfter mit einer Kapazität von 10.000 m3/h versorgt diese Zone mit zusätzlicher Luft. Gesteuert und mit Strom versorgt wird über die Versorgungs- und Steuereinrichtung TSZ-200 (equivalent zur MRA Zentrale CPS-M). Mazur: „Sie verfügt über eine integrierte Schnittstelle für die Kommunikation mit der lokalen GLT über das modbus RTU-Kommunikationsprotokoll. So ist neben der Statusanzeige der Steuerung auch ein ferngesteuertes Lüften des Treppenhauses möglich und ein Öffnen der Rauchschutzklappe, um Luft oder Rauch über das Dach abzuführen.“

Für die Entrauchung auf der Etage -1 und des Restaurants im Erdgeschoss sorgt ein Abluftventilator auf dem Dach mit einer Leistung von 50.000 m3/h pro Zone. Ein Kanalsystem mit Klappen führt Rauch zuverlässig ab und Zuluft zuverlässig zu. Die Stromversorgung und Steuerung der Aktorik besorgt die Versorgungs- und Steuereinrichtung TSZ-200.

In der Eingangshalle wird der Rauch über Rauchschutzklappen (Fenster) in den Lichtkuppeln auf dem Dach angesaugt. Zusätzliche Luft strömt ein über automatisch öffnende Zuluftfenster im Erdgeschoss und im ersten Stock sowie durch Türen. Steuerungen der Serie RZN sorgen für Strom und die Steuerung der Antriebe. RZN-Steuereinheiten nutzen den AdComNet-Kommunikationsbus, der neben der Statusanzeige der Steuereinheiten auch deren Kommunikation mit dem lokalen GLT-System über das Protokoll modbus RTU ermöglicht.

  • Elemente

    Aufgrund der ungewöhnlichen Anordnung von geneigten Fenstern und Fassaden musste jedes einzelne Element sorgfältig durchdacht, genehmigt und schließlich individuell erstellt werden.
  • Fassaden

    Die umgesetzten Lösungen des Profilsystemhauses Aluprof umfassen Fassaden im Pfosten-Riegel-System MB-SR50N in der Version der Veredelung mit sogenannten flachen Streifen in horizontalen Linien.
  • Maßgeschneiderte Lösungen

    BU: Aluprof System MB-SR50N HI+ mit aufgesetzter Montage der D+H Kettenantriebsserie KA

"Dieses besondere und technisch anspruchsvolle Bauwerk forderte von den Zulieferern einen unkonventionellen Ansatz."

Mariusz Ziemecki, Geschäftsführer D+H Polen